(Lichtbild-)Vorträge von Dr. Katrin Schmersahl

zur Geschichte Hamburgs

(1) Hamburg als Zentrum der Aufklärung in Europa
Bereits 1723 entstand eine Patriotische Gesellschaft, begründet u.a. von Barthold Heinrich Brockes. Brockes war ausgewiesener Gartenliebhaber, präziser Beobachter der Naturschönheiten sowie anerkannter Dichter und Ratsherr zugleich. Erst 42 Jahre später wurde jedoch die noch heute bestehende Patriotische Gesellschaft als Hamburgische Gesellschaft zur Beförderung der Künste und nützlichen Gewerbe gegründet. Patrioten galten damals Privatpersonen, die sich uneigennützig für das Gemeinwesen einsetzten. Zu dem Kreis der Hamburger Aufklärung gehörten so berühmte Hamburger Familien wie Büsch, Reimarus und Sieveking. Auf die Initiative der Patriotischen Gesellschaft oder eines ihrer Mitglieder sind u.a. die Einführung des Blitzableiters und des Kartoffelanbaus, die Gründung der ersten Sparkasse in Europa sowie vor allem die Neuorganisation des Hamburger Armenwesens zurückzuführen. Zu den Gelehrten und Kaufleuten sowie ihren Ehefrauen gesellten sich so berühmte Dichter wie Gotthold Ephraim Lessing und seine spätere Ehefrau Eva König sowie Friedrich Gottlieb Klopstock und seine erste Frau Margareta, geb. Moller, genannt Meta Klopstock.

(2) Wandsbek, Matthias Claudius und Schimmelmann
Nachdem die Wandesburg von Heinrich Rantzau 1564 erbaut und von dem berühmten Astronomen Tycho Brahe besucht worden war, verkaufte der dänische König Friedrich V. das Gut Wandsbek an Heinrich Carl von Schimmelmann. Schimmelmann ließ das Wandsbeker Schloss errichten, einen Landschaftsgarten anlegen und förderte nachhaltig die Gewerbeansiedlung. Gleichzeitig avancierte er zu einem der größten Sklavenhalter seiner Zeit und auch Wandsbeks wirtschaftlicher Aufschwung profitierte von dem berüchtigten sog. Atlantischen Dreieckshandel. Matthias Claudius, seit 1771 Redakteur des Wandsbeker Bothen, Poet und kritischer Zeitgenosse, kritisierte den Sklavenhandel in seinem Gedicht "Der Schwarze in der Zuckerplantage" scharf. Seine kunstvoll schlichte Poesie ist darüber hinaus ein (wieder zu entdeckender!) Lesegenuss ...!

(3) Altona, Struensee und die Aufklärung

Altona entstand zu Beginn des 16. Jahrhunderts als kleine Fischer- und Handwerkersiedlung unter den Schauenburger Grafen, deren letzter Sproß die Palmaille um 1638 als Spielstraße anlegte. Doch erst unter dänischer Herrschaft erlebte Altona im 18. Jahrhundert sein "goldenes Zeitalter", nachdem es bereits 1664 die Stadtrechte und eine Reihe von Privilegien erhalten hatte. Ab 1757 wirkte der junge Arzt Johann Friedrich Struensee zehn Jahre lang in Altona als Stadtphysikus. Ganz den Idealen der Aufklärung verpflichtet kämpfte er für neue therapeutische Wege, eine moderne Hygiene und die Einführung der Pockenimpfung. Ab 1769 avancierte der Altonaer Armenarzt zum Leibarzt des psychisch labilen dänischen Königs Christian VII. und übernahm nach und nach die Regierungsgeschäfte. In kürzester Zeit setzt er in Dänemark die Ideen der Aufklärung um: Meinungs- und Pressefreiheit, Abschaffung der Folter, Reform des Schulwesens etc. 1772 jedoch wurde Struensee entmachtet und hingerichtet. In Altona aber wurden die Ideale der Aufklärung u.a. durch die Gründung der Schleswig-Holsteinischen Patriotischen Gesellschaft weiter getragen.

(4) Gartenkultur in Hamburg im 17. und 18. Jahrhundert
Hamburg war schon früh eine Stadt der Gärten. Schon im 17. Jahrhundert wurden vorzugsweise im flachen Marschland im Osten der Stadt großzügige Gärten im damals herrschenden geometrisch-niederländisch-französischen Stil angelegt. Ab den 1770er-Jahren jedoch begannen einzelne Hamburger und Altonaer Kaufleute den Westen Hamburgs, der damals noch zu Dänemark gehörte, für die Anlage moderner Gartenanlagen zu entdecken: Der sog. Englische Landschaftsgarten wurde ab Mitte des 18. Jahrhunderts zum Symbol für die Werte der Aufklärung und für die Sehnsucht nach kulturellem und politischem Wandel. Zum modernen Gartenideal trat die moderne klassizistische Architektur. Waren es zunächst nur einige Wenige, die sich hier niederließen, so galt die Elbchaussee spätestens ab 1830 als eine der begehrtesten und teuersten Adressen…

(5) Hamburg während der "Franzosenzeit"
Zunächst wirkten sich die von der Französischen Revolution ausgehenden Veränderungen in Hamburg vor allem positiv aus: Französische Emigranten gründeten das Feinschmeckerlokal Jacob und das Ausflugslokal Rainville an der Elbe sowie den ersten Alsterpavillon an der Binnenalster. Doch 1806 besetzten französische Truppen Hamburg und blieben bis auf eine kurze Unterbrechung bis 1814. Eine zentrale Rolle spielte in der sog. Franzosenzeit Amandus Augustus Abendroth, der als "Maire" das äußerst prekäre Amt eines Hamburger Bürgermeisters in französischen Diensten übernahm.

(6) Hamburg zwischen Revolution und Restauration: Zwischen Heinrich Heine und Johann Hinrich Wichern
Die Jahrzehnte vor dem Großen Brand von 1842 ist Hamburg einerseits geprägt durch einen schnellen wirtschaftlichen Aufstieg, anderseits jedoch durch die zunehmende Verarmung weiter Kreise. Die Reaktionen auf das wachsende soziale Elend in der Stadt sind unterschiedlich: So will Johann Hinrich Wichern, Gründer des Rauhen Hauses (1833), die ständische Gliederung der Gesellschaft nicht antasten. Demgegenüber zeigt Heinrich Heine in seinen Dichtungen die sozialen Ursachen der Armut auf und ruft zu ihrer Beseitigung auf - wie auch andere Autoren des Jungen Deutschland, deren Werke bei Julius Campe erschienen, der seinen Hamburger Verlag zu einem Zentrum der oppositionellen Literatur ausbaute.

(7) In Konkurrenz um die Armenfürsorge: Amalie Sieveking und Charlotte Paulsen
Amalie Sieveking gründete den Weiblichen Verein für Armen- und Krankenpflege und gilt als eine Vorreiterin der modernen Sozialarbeit in Deutschland. Wie Johann Hinrich Wichern ist jedoch auch Amalie Sieveking fest davon überzeugt, dass die gesellschaftliche Differenzierung in arm und reich als solche nicht angetastet werden dürfe. Ihre Gegenspielerin Charlotte Paulsen dagegen stritt für mehr politische Freiheit und mehr soziale Gerechtigkeit. Darüber hinaus war sie eine frühe Verfechterin der Frauenemanzipation. Ihr 1849 gegründeter Frauenverein zur Unterstützung der Armenpflege ist ein liberaler und überkonfessioneller Gegenentwurf zu Amalie Sievekings Armenverein.

(8) Wohltätigkeit und Armenfürsorge in Hamburg
Johann Georg Büsch revolutionierte mit seiner modernen Konzeption der Allgemeinen Armenanstalt in Hamburg von 1788 das Armenwesen in der Stadt. Caspar Voght wiederum, der Gründer der Flottbeker Farm (heute Jenischpark), führte Büschs Werk im Sinne der Maximen der Aufklärung fort und machte das Hamburger Modell zum Exportschlager. Das Ende der Armenanstalt kam mit der sog. "Franzosenzeit" in Hamburg. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden neue Antworten gesucht, die allerdings nunmehr ganz unterschiedlich ausfielen: So wollten Amalie Sieveking, Gründerin des Weiblichen Verein für Armen- und Krankenpflege (1832), und Johann Hinrich Wichern, Gründer des Rauhen Hauses (1833), zwar den Armen beistehen, aber weder die ständische Gliederung der Gesellschaft noch die gesellschaftliche Differenzierung in arm und reich antasten. Charlotte Paulsen dagegen setzte sich für konfessionelle und politische Freiheit(en) ein und war darüber hinaus eine Verfechterin der Frauenemanzipation. Ihr 1849 gegründeter Frauenverein zur Unterstützung der Armenpflege ist dementsprechend ein liberaler und überkonfessioneller Gegenentwurf zu Amalie Sievekings Armenverein.

(9) Der Große Brand von 1842 und der Wiederaufbau unter William Lindley

Der Große Brand vom Mai 1842 verwüstete mehr als ein Viertel des damaligen Stadtgebietes und zerstörte etwa ein Drittel der Innenstadt. Doch Hamburgs größte Katastrophe barg auch die Chance zu einer - längst überfälligen - grundlegenden Erneuerung. U.a. mit den Alsterarkaden entstand das "Kunstwerk Hamburg". Vor allem aber erhielt die Hansestadt unter der Ägide des englischen Ingenieurs William Lindley eine technisch ausgereifte Kanalisation (ein Leitungssystem von 62 Kilometer Länge, das teilweise bis heute erhaltenen ist!) sowie eine modernen Standards genügende Wasser- und Gasversorgung.

(10) Auswanderung über Hamburg: die HAPAG und Albert Ballin
1847 wurde die Hamburg-Amerikanische Packetfahrt Actiengesellschaft, kurz HAPAG genannt, von Hamburger Kaufleuten und Reedern als regelmäßige Verbindung von Hamburg nach Nordamerika gegründet. Hintergrund des Aufstiegs dieser ersten Hamburger Aktiengesellschaft - zunächst unter ihrem Direktor Adolph Godeffroy - war die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wirtschaftlich oder politisch motivierte massenweise Auswanderung in die Neue Welt. Insgesamt verließen fünf Millionen Menschen von Hamburg aus ihre Heimat nach Übersee. Unter Albert Ballin, seit 1886 Passageleiter und ab 1899 Generaldirektor, und seinem Motto "Mein Feld ist die Welt!" wurde die HAPAG zur weltweit größten Reederei mit dem damals längsten Verkehrsnetz der Erde. Ballin war es auch, der auf der Veddel außerhalb Hamburgs die "Auswandererhallen" (seit 2007 Museumsstadt BallinStadt) anlegen ließ.

(11) Hamburger Kaufleute erobern die Welt und Hagenbek führt fremde Völker vor
1848 stellte der Fischhändler Gottfried Clas Carl Hagenbek auf dem Spielbudenplatz in St. Pauli sechs Seehunde aus, die ihm seine Fischer mitgebracht hatten. Aus dieser ersten zoologischen Attraktion enstand der weltberühmte Zoologische Garten in Stellingen. Bereits der Sohn eröffnete 1874 "Carl Hagenbecks Tierpark" am Neuen Pferdemarkt, eine Handlungs-Menagerie, in der Tiere sowohl zur Schau als auch zum Verkauf ausgestellt wurden. Und bald schon wurden auch Menschen in sog. Völkerschauen für Eintrittsgeld präsentiert…Hamburger Überseekaufleute wiederum betätigten sich als hanseatische Kolonialpioniere: So engagierten sich beispielsweise die Firmen O'Swald und C. Woermann in Afrika, die Firma J.C. Godeffroy in der Südsee. Das von Hamburger Handelshäusern aufgebaute enge Netz von Agenturen und Niederlassungen war nicht selten der Kern späteren deutschen Kolonialbesitzes.

(12) Hamburg und seine bildenden Künstler
Kunsthistorisch wurde ihnen vor und nach dem Hamburger Kunsthallendirektor Alfred Lichtwark wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Dabei sind eine Reihe der Hamburger Künstler der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts aus historischer Sicht ausgesprochen spannend: Neben Victor Emil Janssen, Otto Speckter und Hermann Kauffmann haben vor allem die Gebrüder Gensler das Hamburger Kulturleben wesentlich und nachhaltig beeinflußt... Im Frühjahr 1897 schlossen sich dann auf Initiative Lichtwarks Maler der jungen Generation der Jahrhundertwende wie Julius von Ehren u.a. zum Hamburgischen Künstlerclub zusammen. So entstand in Hamburg, noch vor der Gründung der Berliner Sezession 1898, eine der ersten modernen Künstlervereinigungen Deutschlands. Mit ihrer neuartigen Freilichtmalerei provozierten die "Jungen Hamburger" erst einmal einen Skandal….

weitere Vorträge zur Geschichte Hamburgs:

·
Helene Lange und Lida Gustava Heymann:
zwei Hamburgerinnen und zwei Richtungen in der bürgerlichen Frauenbewegung
· Hamburgs Gängeviertel und der Ausbruch der Cholera (in Vorbereitung)
· Vom Landhaus zur Villenkolonie
· Der Hamburger Stadtpark und der Altonaer Volkspark (in Vorbereitung)

… zur Geschichte des Dessau-Wörlitzer Gartenreichs

(1) Ein Traum wird Wirklichkeit
- Der aufgeklärte Gartenstaat und seine Voraussetzungen -
Gärten sind nicht nur immer Ausdruck ihrer Zeit, sondern oftmals auch gestaltete Utopie ihrer Besitzer. 1758 übernahm der 18jährige Prinz von Anhalt-Dessau die Regentschaft und verwandelte in den nächsten vier Jahrzehnten sein kleines Fürstentum konsequent in einen Gartenstaat an der Elbe, in dem die Maximen der Aufklärung Wirklichkeit wurden: allgemeine Volkserziehung, die Einrichtung des Philantropin, Judenemanzipation, soziale Sicherheit auch für Landarbeiter, ein freies Verlagswesen ohne Zensur, ein facettenreiches Kulturleben; ein Gartenstaat, der bewusst als Alternative zum preußischen Militärstaat gestaltet wurde. Neben den politischen und soziokulturellen Aspekten des Dessau-Wörlitzer Gartenstaats werden auch die historischen Voraussetzungen für die umfassende Reformtätigkeit des Fürst Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt Dessau thematisiert.

(2) Das Dessau-Wörlitzer Gartenreich

- Oranienbaum, Luisium, Georgium und Sieglitzer Berg -
Getreu dem Motto, das Schöne mit dem Nützlichen zu verbinden, entstanden ausgehend von den Wörlitzer Anlagen eine Reihe von ganz unterschiedlichen Landschaftsgärten, so z.B. der Sieglitzer Berg, Park und Schloss Luisium, ein Geschenk des Fürsten an seine Frau, Park und Schloss Georgium, angelegt vom Bruder des Fürsten, und ein englisch-chinesischer Garten mit Pagode in einem Teilbereich der barocken Stadt- und Gartenanlage Oranienbaum. Die gestalterische Einheit von Stadt-, Schloss- und Parkanlage Oranienbaum ist auf Henriette Katharina von Nassau Oranien zurückzuführen, die als niederländische Prinzessin nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges erheblich zum wirtschaftlichen und kulturellen Aufschwung des kleinen Fürstentums beigetragen hatte. Fürst Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau wiederum wird sich mehrfach an prominenter Stelle in seinem Gartenreich auf seine Urgroßmuter beziehen und an ihre Erfolge anknüpfen.

(3) Sieg der Moderne

- Garten- und Architekturstile in den Wörlitzer Anlagen -
Die Wörlitzer Anlagen faszinieren nicht nur aufgrund ihrer landschaftlichen Schönheit, sie gehören zu den frühesten und bedeutendsten englischen Landschaftsgärten Kontinentaleuropas. Dabei spiegeln die in verschiedenen Zeiträumen entstandenen Gartenteile die Auseinandersetzung mit Theorie und Praxis englischer Landschaftsgärten. Das 1769-1773 von Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff erbaute Landhaus bzw. Schloss in Wörlitz gilt als der Gründungsbau des deutschen Klassizismus und ist das früheste klassizistische Schlossbauwerk außerhalb Englands. Neben dem klassizistischen Baustil verhalfen die Wörlitzer Anlagen aber auch dem neugotischen Baustil in Mitteleuropa zum Durchbruch. So unterschiedlich diese Stilrichtungen zunächst einmal sind, so können sie doch als zwei Seiten der Aufklärung interpretiert werden.

(4) Weltgarten und Wegweiser in die Moderne
- Die Wörlitzer Anlagen als Gesamtkunstwerk der Aufklärung -
Der Wörlitzer Park ist als lehrhaftes Gesamtkunstwerk der Aufklärung und als "Weltgarten" konzipiert, der die Stationen der Bildungsreisenden damaliger Zeiten reflektiert: So verweist das "Pantheon" auf den sog. Friedenskaiser Hadrian, die Villa Hamilton erinnert an den Begründer der Vulkanologie und versierten Antikenkenner Sir William Hamilton und der Südseepavillon mit Exponaten aus der Südsee erzählt von den spannenden Reiserlebnissen und Entdeckungen des jungen Georg Forster. Wörlitz wurde zu einer "Welt im Kleinen", zu einer Reflexion der vor allem in Italien, England und Holland gewonnenen Reiseindrücke. Die Modernität der Gartenanlagen wiederum zeigt sich nicht zuletzt auch darin, dass in ihnen das älteste Mahnmal des Naturschutzes zu finden ist.


… zur Geschichte der Gärten des Fürsten Pückler

(1) Der Muskauer Park
Der "grüne Fürst", Graf Hermann von Pückler (1785-1871), 1822 durch König Friedrich
Wilhelm III. von Preußen zum Fürsten ernannt, ist eine der schillerndsten Persönlichkeiten seiner Zeit: ein Adliger demokratischer Gesinnung, der als Lebemann, Weltenbummler, Reiseschriftsteller, begnadeter Landschaftsgärtner und als Verfasser des Bestsellers Andeutungen über Landschaftsgärtnerei Furore machte. Im Frühjahr 1817 beginnt der "Erdbeweger" (Rahel Varnhagen) auf dem Familiensitz in der Lausitz, der Standesherrschaft Muskau, 800.000 Bäume und 42.000 Sträucher zu pflanzen, Wiesen zu entwässern, die Neiße umzuleiten und ein ganzes Dorf umzusiedeln. Es wird 30 Jahren brauchen bis zur (teilweisen) Vollendung des Muskauer Parks, der heute - eine "Bildergalerie unter freiem Himmel" - wieder zu den schönsten Landschaftsgärten in Europa zählt. 2004 wurde der beiderseits der Neiße in Deutschland und in Polen gelegene Park in die UNESCO-Liste als Welterbe aufgenommen.

(2) Das Alterswerk des Fürsten Pückler: Der Branitzer Park bei Cottbus
Augrund hoher Schulden musste Hermann Fürst von Pückler-Muskau die Standesherrschaft Muskau 1845 verkaufen. Gemeinsam mit seiner (Ex-)Frau Lucie, geborene von Hardenberg, zog er sich auf Schloss Branitz bei Cottbus - seit 1696 Stammsitz der Familie von Pückler - zurück. Hier schuf der bereits über 60jährige sein zweites Meisterwerk, den im Vergleich zum Muskauer Park intimer wirkenden Branitzer Landschaftspark. Pückler ließ Hügel aufwerfen, welche Rundblicke über - ebenfalls künstlich geschaffene - Seen und Flussläufe ermöglichen. Weite Sichtachsen führen hin zu riesigen Solitär-Bäumen, Pyramiden erinnern an Pücklers Orientreisen. Die Erfahrungen, die er in Muskau gesammelt hatte, und seine Reiseeindrücke verschmelzen hier zu einem einzigartigen Natur-Kunstwerk, das den Park zu einem international bedeutenden Denkmal der Gartenkunst macht.


…zur deutschen Geschichte


In einer weiteren Folge von Vorträgen wird die Entwicklung der Deutschen und ihrer Nation dargestellt. Gezeigt wird zunächst - wie gewohnt mit Bildmaterial untermalt - der Aufstieg Brandenburg-Preußens zur Großmacht. Wiederum wird Geschichte einerseits chronologisch anhand von Portraits berühmter Persönlichkeiten und andererseits mittels thematischer Schwerpunktsetzungen aus der Kultur- und Sozialgeschichte dargestellt.

Brandenburg- Preußen und die Niederlande: Die Zeit des Großen Kurfürsten

Durch die oranische Ehefrau des "Großen Kurfürsten" Henriette Luise profitierte Brandenburg erstmals von den Kenntnissen und dem Reichtum der fortschrittlichen Niederlande. Unter der Leitung niederländischer Architekten begann der Ausbau und die Umgestaltung Berlins nach niederländischem Vorbild und aus dem herunter gewirtschafteten Bötzow entstand das blühende Oranienburg.

Der erste deutsche König und die Philosophin auf dem Thron
Kurfürst Friedrich III. - von der Berliner Bevölkerung auch der "Schiefe Fritz" genannt - setzte sich selbst 1701 in Königsberg die preußische Krone auf und erhob sich somit zum König in Preuße, eine Inszenierung, der seine Frau Sophie Charlotte eher skeptisch gegenüberstand. Sophie Charlotte - ihre Mutter hatte kurz zuvor die berühmten Herrenhäuser Gärten in Hannover angelegt - gründete Charlottenburg und galt wie schon ihre Mutter als enge Vertraute und versierte Gesprächspartnerin des damals berühmtesten Philosophen Gottfried Wilhelm Leibniz. Und das bis dahin mittelalterlich und provinziell geprägte Berlin wurde unter dem ersten preußischen Königspaar zur prächtigen Residenzstadt ausgebaut.

Der Soldatenkönig
Die barocke Prachtentfaltung am Hof wird der Sohn Friedrich Wilhelm allerdings - ebenso wie die Förderung der Künste und Wissenschaften - auf ein Minimum reduzieren. Der sog. "Soldatenkönig" hält sich lieber eine "formidable" Armee und seine "langen Kerls". Dafür sanierte er allerdings den bankrotten Staatshaushalt und setzte seine wahrhaft kostspielige Armee nur ungern (und dementsprechend selten) Kriegen aus.

Friedrich II. zwischen Sanssouci und Kriegen
Friedrich der Große - einerseits kunstsinnig und flötenspielend andererseits mit dem Einfall in Schlesien rechtswidriger Aggressor - und seine Gegenspielerinnen auf dem internationalen Parkett: die russische Zarin Elisabeth und die österreichische Königin Maria Theresia, sowie Katharina die Große, mit der Friedrich um die Anerkennung der Aufklärer konkurriert…

Friedrich Wilhelm II., der Klassizismus und die Frauen
Der Neffe von Friedrich dem Großen, König Friedrich Wilhelm II., genannt der "Dicke", wurde von der Nachwelt für seinen lustbetonten Lebenswandel mit Mätressen gescholten. Weniger bekannt ist seine Rolle als kunstsinniger Monarch, der dem künstlerischen Epochenwechsel vom Rokoko zum Klassizismus in Preußen zum Durchbruch verhalf. Auch seine große Liebe Wilhelmine Enke, spätere Gräfin Lichtenau, konnte als intelligente und kunstsinnige Mätresse des Königs die Kultur Preußens vor allem durch ihr Engagement auf der Pfaueninsel wesentlich bereichern.

weitere Vorträge zur deutschen Geschichte:

· Friedrich II. und die Zeit der Aufklärung
· Königin Luise: ein Mythos
· Napoleon, die Befreiungskriege und die Geburt der modernen Nation um 1800
· Berlin um 1800: die Salonkultur und Karl Friedrich Schinkel als Architekt
· Peter Joseph Lenné und die Potsdamer Gartenlandschaft
· Friedrich Wilhelm IV, der "Romantiker auf dem Thron", und seine Kritikerin Bettine von Arnim
· Die Zeit nach 1815 und die 1848er Revolution
· Auf dem Weg zum Kaiserreich: Ein eiserner Kanzler und ein Kaiser wider Willen
· Aufbruch: Frauenbewegung(en) im 19. Jahrhundert
· Wilhelm II. und der Wilhelminismus
· Männlichkeit, Nationalismus und Antisemitismus im wilhelminischen Kaiserreich
· Die kasernierte Nation: Männlichkeit zwischen dem Halbgott des Reserveleutnants und Skandalen (in Vorbereitung)
· Fin de siècle: Nervöse Zeiten zwischen moderner Kunst und Leuchtreklame und die Suche nach dem neuen Menschen
· Die Neue Frau in der Weimarer Republik

Weitere Vorträge z.B. zur deutschen Geschichte des 18. und 19. Jahrhunderts, zur Geschichte der Parkanlagen und Schlösser in Potsdam sowie zur Frauen- und Geschlechtergeschichte auf Nachfrage.
Alle Vorträge sind (umfangreich) bebildert, und zwar digital, d.h. ich benötige einen Beamer.